Solarstrom besser als Windkraft?

Der Ausbau der Windenergie ist in Deutschland ins Stocken geraten. Sollte die Politik mehr auf die Sonne setzen? Denn Solarenergie bietet viele Vorteile.

Deutschland ist nicht als besonders sonniges Land bekannt. Windräder produzieren hier doppelt so viel Strom wie Solaranlagen. Doch das könnte sich ändern. Unter günstigen Bedingungen ist solar produzierter Strom heute der “billigste aller Zeiten”. So schrieb es kürzlich die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jährlichen globalen Energiebericht.

Sollte die Politik bei der Energiewende stärker als bisher auf Solar- statt auf Windstrom setzen? Selbst unabhängig vom Preis bietet Photovoltaik gegenüber dem Windstrom einige Vorteile.

Solarstrom lässt sich in Städten erzeugen – und einfacher im Verkehr nutzen

“Die Energiewende ist ja im Moment de facto ein Projekt des ländlichen Raumes”, räumt Wolfram Axthelm im SWR ein. Er ist politischer Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie. “Die Energiewende muss aber in die Stadt kommen, sonst kriegen wir die Herausforderungen rund um E-Mobilität nicht gebacken.”

In dicht besiedelten Gebieten lassen sich aber keine Windräder errichten, und selbst an Siedlungsrändern gibt es Akzeptanzprobleme. Solaranlagen dagegen können problemlos auf Dächern installiert werden. Sie haben buchstäblich Platz auf der kleinsten Hütte.

Solaranlagen sind skalierbar

Das bringt einen weiteren Vorteil. Photovoltaik funktioniert im Großen wie im Kleinen. Dadurch gibt es eine größere Akteursvielfalt, und sie bietet die Vorteile einer stärker dezentralen Energieversorgung.

“Photovoltaik funktioniert von kleinen Einheiten auf dem Balkon bis zu Freiflächenanlagen”, sagt Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut in Freiburg. Beim Wind ist das nicht so einfach möglich ist, das müssen einfach große Anlagen sein.” Das wiederum schränkt sowohl die Flexibilität als auch den Kreis der möglichen Investoren ein.

Solarstrom wird immer billiger

Im August 2020 veröffentlichte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine Studie mit dem Titel: “Fotovoltaik im Energiesystem. Der Joker der Energiewende?” Sie wurde von einem Team der Technischen Universität Hamburg erstellt, aber vom VDI-Fachausschuss “Regenerative Energien” mitverantwortet.

Darin halten die Fachleute fest: Große Solaranlagen können selbst in Deutschland Strom für weniger als vier Cent pro Kilowattstunde erzeugen, und nach der wirtschaftlichen Abschreibung, wenn auch die staatliche Preisgarantie wegfällt, für weniger als ein Cent. Das bedeute, “dass die Fotovoltaikanlagen, die aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz fallen, aus Kostensicht konkurrenzlos Strom ins Netz einspeisen können.”

Ist die Politik zu langsam?

Gemessen an diesem Potenzial erscheint vielen Fachleuten die derzeitige Energiepolitik in Bezug auf die Photovoltaik zu zögerlich. “Wir müssten 18 bis 20 Gigawatt an Photovoltaik jedes Jahr zubauen, um eine Chance zu haben, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten”, konstatiert der Energieexperte Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Doch das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht nur einen jährlichen Zubau von 2,5 Gigawatt vor. “Es gibt jetzt einen neuen Entwurf für das Gesetz, da sind Zahlen von rund fünf Gigawatt beschlossen – das ist aber immer noch um den Faktor vier zu wenig für den Klimaschutz.”

Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/solarenergie-windkraft-erneuerbare-energien-101.html
Stand: 19.10.2020 17:00 Uhr